DFG-Projekt: Somatechnisch vermittelte Telexistenz

Identitäre, interkorporale und sozialtheoretische Implikationen der Steuerung von und Interaktion mit Telerobotern

Das Projekt untersucht die Erfahrungsdimensionen der Immersion in einen steuerbaren Roboter-Avatar als "technischen Zweitleib" im Übergang von der körperlich-räumlichen Ko-Präsenz des Steuernden zur Erfahrung der "Telexistenz" an einem anderen Ort. Dabei werden Erkenntnisse zu Somatechnologien aus aktuellen Debatten, Methoden und Ergebnissen des interdisziplinären Forschungsfeldes der Mensch-Computer-Interaktion und Telerobotik mit neo- und postphänomenologisch orientierten Konzepten der Körpersoziologie verknüpft. Letztere werden auf ihre immanenten organischen, situativen und materiellen Grenzen für identitätsstiftende Körpererfahrungen hin untersucht und hinsichtlich ihrer Bedeutung für neu entstehende Interaktionspraktiken interkorporaler Kommunikation und technohybride Sozialitätsentwürfe überprüft.

Um die Spezifika des immersiven somatischen Transfers von Nutzern in den technischen Zweitkörper zu erfassen, ist ein Forschungsaufenthalt am Robotikinstitut „iit“ (Italien) geplant, in dem steuerbare Interaktionsroboter entwickelt werden und das Phänomen der "Telexistenz" durch eigene Langzeitstudien an Probanden empirisch-qualitativ untersucht werden kann. Ergänzt wird das Datenmaterial durch weitere Studien zu Illusionen des virtuellen Körpertauschs sowie Interviews mit Ingenieuren zu Produktionsprozessen und Akteurs- und Gesellschaftsentwürfen der Zukunft. Das interdisziplinäre Design der Langzeitstudie trägt dazu bei, das Ausmaß des Dislokationsphänomens der Leibversetzung in technische Körperrepräsentationen ganzheitlich zu identifizieren und zukünftige Anwendungsszenarien von Somatechnologien zu ermitteln. In diesem Sinne zielt das Projekt darauf ab, bestehende Forschungslücken zur Rolle von Technik in der Körpersoziologie wie folgt zu schließen: 1.) durch die Erarbeitung eines interdisziplinären konzeptionellen Begriffsinventars für leibliche Mensch-Technik-Welt-Relationen, 2.) durch die Auswertung empirischer Daten zu den Langzeitwirkungen dislozierter Präsenzerfahrungen in der Telerobotik auf Körper-, Identitäts-, Akteurs- und Interaktionserfahrungen und 3.) durch eine Diskussion der Ergebnisse und der Bedeutung von somatechnisch modifizierten Körpern sowie hybrider Akteurs- und Gesellschaftsentwürfe für die leibbezogene Sozialtheorie.

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