Dr. Jon Schubert

Er  arbeitet zu politischer und ökonomischer Ethnologie, mit ausgedehnter Feldforschungserfahrung in Angola und Mosambik. Seine Forschungsinteressen und Publikationen beschäftigen sich mit Fragen der politischen Autorität, der Erfahrung von und Erinnerung an politische Gewalt, dem Einfluss der Rohstoffindustrie und des internationalen Handels auf afrikanische Gesellschaften, mit dem sozialen Leben von Infrastrukturen, und Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung in Zeiten des Klimawandels.

Sein erstes Buch, Working the System: A Political Ethnography of the New Angola (Cornell University Press 2017), entwickelt durch das Prisma des emischen Begriffs des „Systems einen innovativen Zugang zur Analyse neo-autoritärer Regimes“, und bietet dadurch konzeptuelle Einsichten in Politik in Afrika, Urbanismus, kapitalistische Entwicklung, Identitätspolitik, und die Koproduktion von Hegemonie. Sein aktuelles Forschungs- und Habilitationsprojekt, The Afterlives of Extractive Capitalism, nutzt die Transportinfrastrukturen der angolanischen Hafenstadt Lobito als Linse, um die politischen und wirtschaftlichen Effekte von rohstoffabhängigen Boom- und Flautezyklen im alltäglichen Leben zu beobachten. Am Puls der neuesten ethnologischen Forschung zu Infrastrukturen, Affekt, und Finanzialisierung analysiert das Projekt das Engagement der Einwohner mit den Entwicklungs- und Modernisierungsversprechen der Infrastrukturen der Stadt, um die Idee der Krise als Notstand zu hinterfragen.

Von April 2021 bis März 2022 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe „Ethnologie und Politische Anthropologie“ der Universität Konstanz. Nach seiner Promotion an der Universität Edinburgh (2014) arbeitete er zunächst als Post-Doc an der Universität Leipzig und der Université de Genève, danach erhielt er eine „Leverhulme Early Career Fellowship“, mit der er am Anthropology Department der Brunel University London ein Forschungsprojekt zu „The Afterlives of Oil-Backed Infrastructures in the Port of Lobito, Angola“ durchführte (2018-2021). Während der Zeit war er ebenfalls Visiting Research Fellow an der University of Sussex und Gastprofessor am Graduate Institute of International and Development Studies, Geneva. 

Parallel zu seiner Promotion war Jon Schubert in der kommerziellen Risikoanalyse tätig, wo er für 10 lusophone und frankophone Länder in Zentralafrika zuständig war; davor arbeitete er in der Entwicklungszusammenarbeit und im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA, Sektion Friedenspolitik) in Bern. Er fungiert regelmässig als Länderexperte für Angola in der Europäischen Presse und in Asylfällen in den USA und UK. Er ist Mitherausgeber der Buchreihe „Politics and Development in Contemporary Africa“ des International Africa Institute und Mitglied des Herausgeberkollektivs bei Allegralab.