Energiewende im Bestand

Untersuchungen zu Hemmnissen, Beweggründen und förderlichen Rahmenbedingungen für die Umrüstung auf Wärmepumpen und die Installation von Photovoltaik-Anlagen

Lizenz: HTWG Konstanz

Projektbeschreibung

Derzeit liegt der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung in Deutschland bei etwa 16,5 Prozent (Statista Research Department, 2023). Von den rund 21 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland sind lediglich 1 Million Wärmepumpen, was einem Anteil von unter 5 Prozent entspricht. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) bewertet dies als unzureichend, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen (BDH, zitiert nach Cornelius Oder GmbH, 2020). Laut Agora Energiewende (2017, S. 47, Abb. 24) müssen für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung schnellstmöglich 12 bis 17 Millionen Wärmepumpen zusätzlich installiert werden. Gegenwärtig bestehen jedoch erhebliche Vorbehalte gegenüber dieser Technologie bei den Bestandshaltern. Ähnliche Herausforderungen bestehen bei der Integration von Photovoltaik in Gebäuden, die für eine effektive Wärmewende ebenfalls dringend ausgebaut werden muss. Gezielte Kommunikationsstrategien sind daher unerlässlich.

Im Rahmen unseres Projekts werden mittels Feldforschung, qualitative Interviews und Fokusgruppen mit Vertretern aller relevanten Zielgruppen – darunter Gebäudeeigentümer, Handwerker, Industrie, Ausbildung und Verwaltung – Vorbehalte, Hemmnisse und falsche Erwartungen gegenüber der notwendigen Wärme- und Energiewende im Gebäudebestand identifiziert. Anhand von prototypischen Fallstudien wird der Ist-Zustand in Bezug auf Bestandsgebäude, die Marktsituation und die politischen Rahmenbedingungen erfasst. Best Practice-Beispiele werden als Referenzlösungen identifiziert und anschauliche Materialien (wie technische Lösungen und Wirtschaftlichkeitsanalysen) erstellt, die in die Datenerhebung einfließen. Ziel des Projekts ist es, fundierte Grundlagen für einen wirkungsvollen Stakeholder-Dialog zu schaffen und diese über verschiedene Veranstaltungen und Informationskanäle an die relevanten Zielgruppen zu kommunizieren.

Die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung verlangen einen raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern, den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, insbesondere durch Photovoltaik, sowie die Umstellung auf eine elektrifizierte Wärmeversorgung. Dies erfordert ein Umdenken und schnelles Handeln in allen Sektoren, wobei die Energiewende im Gebäudebestand eine Schlüsselrolle spielt. Aktuell wird jedoch deutlich, dass der notwendige Wandel nicht im erforderlichen Tempo voranschreitet. Verschiedene Hemmnisse und Vorbehalte bei den Akteursgruppen verzögern die Transformation. Welche spezifischen Vorbehalte technischer und wirtschaftlicher Art oder aufgrund von Informations- und Organisationsdefiziten bestehen und wie können diese durch gezielte, maßgeschneiderte Informationen überwunden werden? Welche Veränderungen der Rahmenbedingungen würden helfen, diese Hindernisse abzubauen? Welches Narrativ fördert eine schnelle Umsetzung der Wärme- und Energiewende im Gebäudebestand und welche Faktoren motivieren die verschiedenen Zielgruppen? Der Schwerpunkt des Fachbereichs Soziologie und des Binationalen Zentrums für Qualitative Methoden liegt in der Planung, Durchführung und Analyse der empirischen Untersuchung, die einen wesentlichen Teil des Gesamtprojekts darstellt. Zu den Aufgaben gehören die Entwicklung des Forschungsdesigns, die Unterstützung bei der Felderschließung, die Einhaltung der Qualitätskriterien, die Transkription der Interviews und Fokusgruppengespräche sowie die Organisation der sozialwissenschaftlichen Datenanalyse und Aufbereitung der Ergebnisse.


Projektträger: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung


Verbundpartner: HTWG Hochschule Konstanz

Fachgebiet Energieeffizientes Bauen

Prof. Dr.-Ing. Thomas Stark, Nicole Conrad, Johannes Kimmerle