ÜberLeben Erzählen

Ausstellungs- und Lehrprojekt in Gedenken an das Massaker von Sant'Anna di Stazzema im August 1944

Projektleitung: Dr. Sarah Seidel und Dr. Maria Lidola
in Zusammenarbeit mit Petra Quintini
unterstützt von Mark Dölling und Julia Katterfeld

Gefördert durch das forum.konstanz der Universität Konstanz

Am 12. August 1944 verübte die SS im italienischen Dorf Sant’Anna di Stazzema ein Massaker, bei dem mindestens 560 Menschen, darunter ca. 130 Kinder, auf brutale Art und Weise ermordet wurden. Zehn der noch lebenden Täter wurden 2004 in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt. Die ermittelnde Stuttgarter Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren am 26. September 2012 jedoch ein. Bis heute ist das Verbrechen ungesühnt. Das Verhalten der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gilt als Justizskandal.

In einem interdisziplinären Ausstellungs- und Lehrprojekt zwischen Literaturwissenschaft und Ethnologie gehen wir den Möglichkeiten des Erzählens, Erinnerns und Gedenkens grausamer Verbrechen nach. Im Mittelpunkt stehen die Erzählungen der Überlebenden des Massakers von Sant’Anna und die nachfolgenden individuellen, historischen, politischen und juristischen Aufarbeitungen. Dabei fragen wir: Wie wird eine kollektive Gewalterfahrung von unterschiedlichen Akteur:innen erinnert und erzählt? Welche Erzählweisen sind nötig, um gerade in der heutigen Zeit angemessen die darin gefassten Erinnerungen an nachfolgende Generationen zu vermitteln? Was bedeutet der Justizskandal für Hinterbliebene, aber auch für uns als Gesellschaft? Wie werden Erinnerungen in unterschiedlichen Medien erzählt und reaktualisiert?

Herzstück der im Sommersemester 2024 hierzu arbeitenden Seminare „Erinnern und Gedenken. Das Unbeschreibliche erzählen“ von Dr. Sarah Seidel und „Narrative Ethnographie“ von Dr. Maria Lidola ist eine Exkursion vom 10.-17.05.24 nach Sant’Anna di Stazzema, wo wir den Erzählungen der Zeutzeug:innen, deren Nachkommen, von juristischen und politischen Akteur:innen sowie von Orten und Landschaften über multimodale Zugänge nachgehen.

Die Ergebnisse der Exkursion werden in einer multimedialen Ausstellung sowohl zum 80. Jahrestag des Massakers in Sant’Anna (11.-25.08.2024), als auch am Ort des Justizskandals, Stuttgart (20.11.-05.12.2024), einem breiten Publikum präsentiert.