Projekt "Ersparte Krisen?"

Finanzmarktkapitalismus und der Strukturwandel des Sparens in der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren

Das Projekt "Ersparte Krisen?" beschäftigt sich aus soziologischer und geschichtswissenschaftlicher Perspektive mit der Frage, wie sich die Spartätigkeit von privaten Haushalten in den letzten 50 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland verändert hat. Ausgangspunkt ist dabei die häufig vorgetragene Hypothese, dass die langfristige Änderung der Spartätigkeit von privaten Haushalten in westlichen Gesellschaften zu einem grundlegenden Strukturwandel der Finanzmärkte geführt hat. Der Überhang globaler Ersparnisse, den Ben Bernanke in zwei viel beachteten Reden als Global Savings Glut bezeichnet, hatte vielen Beobachten zufolge einen entscheidenden Anteil an den jüngsten Krisen auf den globalen Finanzmärkten.

Während sich das historische Teilprojekt in erster Linie mit den Veränderungen der Anlageformen seit den 1970er Jahren und deren Vermarktung durch die deutschen Banken und Sparkassen beschäftigt, interessiert sich das soziologische Teilprojekt vorwiegend für den gesellschaftlichen Wandel von Sparmotiven, die in einer Reihe von qualitativen Interviews untersucht werden. Dabei steht die Annahme im Mittelpunkt, dass Sparentscheidungen nicht alleine auf die individuellen Präferenzstrukturen bzw. auf das rationale Handeln des Einzelnen zurückgeführt werden können, sondern in einen breiteren sozialen Kontext eingebettet sind. Sparmotive sind nicht nur abhängig von dem sozialen Milieu, in dem sich der Einzelne befindet, sondern darüber hinaus selbst einem historischen Wandel unterworfen.

Durch die Verknüpfung der wirtschaftshistorischen und der soziologischen Perspektive sollen die Gründe für den Wandel der Anlageformen und der dadurch angestoßenen Veränderungen des Bankgeschäfts in der Bundesrepublik Deutschland aufgezeigt werden.

Fördereinrichtung:

BMBF

Projektlaufzeit:

2015-2018

Projektmitarbeiter:

Philipp Neeb